Dr. Felsinger zeigte im Gastvortrag, der auch Teil der Veranstaltungsreihe zum 30-jährigen Jubiläum der ÖGPH war, auf, dass die Lebenserwartung weltweit seit zwei Jahrhunderten kontinuierlich gestiegen ist. Ein kurzzeitiger Rückgang der Lebenserwartung war jedoch durch die COVID-19-Pandemie zu beobachten, in Österreich sank sie um etwa 0,6 bis 0,7 Jahre. Statistiken zeigen, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich derzeit bei 84,2 Jahren für Frauen und 79,4 Jahren für Männer liegt (Statistik Austria).
Prognosen zufolge wird im Jahr 2050 bereits jede sechste Person weltweit über 65 Jahre alt sein. In Österreich wird der Anteil der über 65-Jährigen von derzeit 20 % auf etwa 28 % im Jahr 2050 steigen.
Gesunde Lebensjahre: Wie gesund werden wir alt?
Ein langes Leben allein bedeutet nicht zwangsläufig ein gesundes Leben. Entscheidend sind die sogenannten gesunden Lebensjahre (Healthy Life Years, HLYs), die angeben, wie lange Menschen ohne schwerwiegende gesundheitliche Einschränkungen leben. In der EU liegt der Durchschnitt der gesunden Lebensjahre bei 62,8 Jahren für Frauen und 62,4 Jahren für Männer. Österreich liegt mit 61,3 Jahren (Frauen) und 60,6 Jahren (Männer) unter diesem Schnitt.
Eine alternative Berechnungsmethode von Statistik Austria, die auf der Österreichischen Gesundheitsbefragung basiert, zeigt etwas höhere Werte: 63,1 Jahre für Männer und 64,7 Jahre für Frauen (2019). Dennoch bleibt klar: In Österreich verbringen viele Menschen die letzten Lebensjahre mit gesundheitlichen Einschränkungen.
Lebensqualität im Alter: Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Die vom Vortragenden und seinem Team durchgeführte Studie zur Lebensqualität älterer Menschen in Österreich nutzte WHO-gestützte Fragebögen und wertete Daten aus über 10.000 Teilnehmer*innen der österreichischen Gesundheitsbefragungen (2006, 2014, 2019) aus. Die Ergebnisse zeigen:
- Bildung und Einkommen sind entscheidende Faktoren für eine hohe Lebensqualität. Höher gebildete Menschen berichten über eine bessere Lebensqualität, auch im Alter.
- Frauen weisen in fast allen Bereichen eine schlechtere Lebensqualität auf als Männer – mit Ausnahme der sozialen Beziehungen. Dieser Unterschied verschwindet jedoch, wenn man Einkommen und Bildung berücksichtigt.
- Ein West-Ost-Gefälle ist sowohl bei der allgemeinen als auch bei der gesunden Lebenserwartung erkennbar – Menschen in westlichen Bundesländern berichten über eine höhere Lebensqualität als jene im Osten.
Wie kann die Lebensqualität im Alter verbessert werden?
Dr. Felsinger betonte die Notwendigkeit gezielter politischer Maßnahmen zur Förderung der Lebensqualität älterer Menschen. Dazu gehören:
- Gezielte Präventionsprogramme, die gesundheitsförderndes Verhalten wie Bewegung, Ernährung und Raucherentwöhnung unterstützen.
- Kommunale Gesundheitsinitiativen, die soziale Teilhabe und Vernetzung älterer Menschen fördern (z. B. "Social Prescribing").
- Bessere soziale Absicherung, um Ungleichheiten zu reduzieren – denn der Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebensqualität ist wissenschaftlich belegt.
Langfristig ist es essenziell, nicht nur die Lebenserwartung zu steigern, sondern sicherzustellen, dass die gewonnenen Jahre auch in guter Gesundheit verbracht werden.