Sexualität im Alter ist ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft, das stellte Gerald Gatterer gleich zu Beginn bei seinem Vortrag klar. Obwohl statistisch gesehen die Gesellschaft immer älter wird, „gehört“ dieses Thema doch eher den "Jungen". Die Hauptursachen für die Tabuisierung sieht er bei den immer noch traditionell verankerten Rollenbildern in unserer Gesellschaft und der grundsätzlich negativen Einstellung zum Altern an sich.
Eingeladen vom Bachelorstudiengang „Aging Services Management“ bekräftigt Gatterer in seinem Vortrag, dass bei der Sexualität im Alter das Hauptproblem nicht die Gesellschaft ist, sondern das Problem in jedem Menschen selbst steckt. Fehlende Akzeptanz für sich selbst, den veränderten Körper und die eigenen Bedürfnisse sieht er dabei als größtes Problem und veranschaulicht das mit vielen Beispielen auch aus der Praxis.
Ein besonderer Punkt bei der Betrachtung der Sexualität im Alter ist, wenn diese beispielsweise mit einer Demenzerkrankung oder einer Pflegebedürftigkeit einhergeht. Denn in diesen Situationen ist dieser natürliche Trieb bei Frauen und Männern nicht automatisch tot und löst sich in Luft auf. Gatterer betonte dabei, dass sich genau in diesen Situationen auch manchmal ein besonders großes Bedürfnis zeigt. Was die jeweiligen Lebenspartner_innen, Familie, aber auch Pflegekräfte und Institutionen vor besondere Herausforderungen stellt. Hier berichtet er aber von viel Bewegung im Rahmen der Ausbildung der Fachkräfte und in der Beratung von Betroffenen.
Gerald Gatterer gab in seinem Vortrag einen guten Überblick über die verändernde Sexualität im Alter und die daraus resultierenden Probleme in den verschiedenen Bereichen. Dabei schaffte er es mit Humor und fundiertem Expertenwissen ein Tabuthema ein Stück aufzubrechen und regte die Teilnehmer_innen zum Denken an. Das mag ein kleiner Schritt für das Publikum gewesen sein, aber dafür ein großer Schritt in Richtung Enttabuisierung des Themas „Sexualität im Alter“.
Beim anschließenden kleinen Get-together, führten die Teilnehmer_innen vor Ort, die Diskussion fort und ließen den Abend in netter Atmosphäre ausklingen.