Der Gang zum Facharzt oder zur Fachärztin wegen körperlicher Schmerzen ist für viele etabliert und logisch. Bei seelischen Schmerzen ist dieser jedoch oft noch mit Tabus verbunden. Um diesem wichtigen Thema der psychischen Gesundheit und Mental Health Raum zu geben, lud der Bachelorstudiengang Aging Services Management gemeinsam mit FERNFH-Alumna & Lehrenden Mag.a Sabine Schuh, BA MA, online zur Open Lecture rund ums Thema Mental Health First Aid & Biographiearbeit.
„Es gibt keine Gesundheit ohne psychische Gesundheit.“, mit diesem Zitat zu Beginn der Open Lecture betonte Mag.a Sabine Schuh, BA MA, wie wichtig eine ganzheitliche Betrachtung des Menschen ist - eine Definition von „Gesundheit“ ohne die Mitbetrachtung der Seele beiziehe nicht alle notwendigen Aspekte mit ein und sei damit nicht vollständig.
Warum das Thema Mental Health in unserer Gesellschaft nach wie vor tabuisiert wird, hat vielschichtige Gründe und der Weg zur Enttabuisierung ist noch weit. Ein Schritt in die richtige Richtung kann dabei die Arbeit mit bzw. an sich sein. Und das beispielsweise mit Ressourcenerkennung und deren Stärkung. Genau darauf lag der Fokus im Vortag: Wie erkenne ich, was meine Ressourcen sind, und woraus kann ich diese ableiten.
Ressourcen - woher nehmen und nicht stehlen
Mag.a Sabine Schuh, BA MA, selbst auch Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologin, subsumierte die verschiedenen Definitionen von Ressourcen folgendermaßen: „Ressourcen sind alles, was uns gut tut“. Dabei hob sie hervor, dass viele Kleinigkeiten eine Ressource für uns darstellen können – egal ob Menschen, Situationen (Spaziergang), Musik, positive Arbeitsbedingungen (Flexibilität, Hund im Büro, Studium möglich, etc.) oder auch persönliche Eigenschaften (Humor, Krisenfestigkeit, …).
Eine Möglichkeit, intensiv an den eigenen Ressourcen zu arbeiten, ist die Biographiearbeit - eine Methodik, bei der Menschen vergangene Erfahrungen und Erlebnisse wieder erleben und reflektieren. Man führt sich vor Augen, was geschafft wurde und erkennt vor allem, wodurch man es geschafft hat – also welche Ressourcen genutzt wurden. Einmal benannt, sind diese dann auch in kommenden Situationen aktivierbar.
Allen Teilnehmer*innen, denen das Schreiben nicht die große Freude bereitet, gab die Vortragende eine wichtige Info mit: Biographiearbeit kann, aber muss nicht mit Schreiben zu tun haben. Auch Fotografie, Musik, Gerüche, etc. können hier Möglichkeiten sein. Ein wesentlicher Punkt in der Biographiearbeit ist der Austausch mit anderen. Vor allem mit authentischen Rolemodels, denn im Austausch mit diesen kann man auch voneinander lernen.
Tipps für das eigene Leben
Die Expertin gab auch einige Übungen mit auf den Weg. Sie untermauerte all ihre Darstellungen nicht nur mit viel Humor, der aus ihrer Sicht eine ihrer größten Ressourcen darstellt, sondern ließ die Zuhörer*innen auch an persönlichen Erlebnissen und Geschichten (auch aus ihrer Zeit als Studierende an der FERNFH) teilhaben. Dadurch wurde die Theorie greifbarer und können so von den Teilnehmer*innen im eigenen Leben besser ausprobiert werden. Die Vortragende hatte noch weitere Tipps für die Praxis. Hier ein Auszug:
- gesunde Beziehungen pflegen
- kleine Rituale einführen
- Erfolgserlebnisse
- Dankbarkeit
- Neues ausprobieren und auch lustvoll scheitern (können)
- auch einmal Nein sagen
- Erfolge gemeinsam feiern
- …und vieles mehr - findet ihr im Video.
Du willst anderen helfen?
Für Menschen, die vielleicht anderen helfen wollen, stellte die Vortragende das Programm „Erste Hilfe für die Seele“ vor, das von pro mente Österreich angeboten wird. Dieses bildet Ersthelfer*innen für die Seele aus, was nicht nur von Privatpersonen, sondern von vielen Betrieben aktiv genutzt wird. Menschen erhalten in dieser Ausbildung ein Grundwissen zu psychischen Erkrankungen und üben konkrete Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Problemen und Krisen. Mehr dazu unter: https://www.erstehilfefuerdieseele.at/
Lese-Empfehlungen und „großes“ Schlusswort
Zum Abschluss des Vortrages gab Mag.a Sabine Schuh, BA MA, allen Teilnehmer*innen noch viele Quellen und Literaturtipps mit auf den Weg. Sie hat uns netterweise erlaubt, dass wir einen Folienauszug mit den Lese-Empfehlungen der Vortragenden hier teilen dürfen. Viel Spaß bei der Lektüre!
Abschließend betrachtet war der Vortrag sehr reichhaltig und brachte ein oft schwieriges Thema mit viel Humor und Augenzwinkern rüber. Was Teilnehmende daraus mitnehmen: der seelischen Gesundheit künftig genauso viel Aufmerksamkeit zu schenken wie der körperlichen und da sind wir genau dort, wo wir hin wollen - nämlich einen Schritt weiter in die richtige Richtung.