Laut Österreichischer Alzheimer Gesellschaft sind rund 100.000 Österreicher_innen von einer dementiellen Erkrankung betroffen. 2050 wird diese Zahl Prognosen nach auf etwa 230.000 angestiegen sein. „60 bis 80 Prozent aller Demenzen werden der Alzheimer-Krankheit zugerechnet, zirka 40 Prozent gelten als unspezifisch“, weiß Senioren_innencoach und Senioren_innentrainerin Barbara Purin-Kling. Sie referierte vor kurzem im Online-Gastvortrag zum Thema „Ich hab’s vergessen! - Altersbedingtes Nachlassen der Merkfähigkeit oder demenzielle Veränderung?“. Gastgeber war der Bachelorstudiengang Aging Services Management an der FernFH.
„Demenz ist zwar eine Erkrankung, aber das bedeutet nicht, dass die Lebensqualität schlecht sein muss“, ist Purin-Kling überzeugt. 2013 machte sich die Aging Service Management-Absolventin im Bereich der mobilen Senior_innenbetreuung selbstständig und arbeitet seitdem mit Menschen mit demenzieller Veränderung sowie deren Angehörigen zusammen. „Ich erstelle mit jeder Klientin, jedem Klienten eine eigene Biografiemappe“, erzählte Purin-Kling. Und ihr Auto sei vollgepackt mit unterschiedlichen Utensilien, die sie im „kombinierten Training“ einsetzt, z.B.: Strickzeug, Bälle, Tücher, Bastelzubehör. Außerdem integriert sie in der Betreuung gerne Musik.
Tabu brechen
„Eine Demenz passiert nicht von heute auf morgen“, betont die Expertin. Es sei ein Prozess, der in unserer Gesellschaft leider nach wie vor tabuisiert werde – die Diagnose einfach unter den Teppich gekehrt. Purin-Kling will dieses Tabu endlich brechen: „Es ist unsere Aufgabe, dass man hinsieht, hinhört und dass man darüber spricht“, sagte sie in Richtung ihrer Kolleg_innen im Online-Publikum.
Eine weitere Herausforderung sieht sie im Umgang von Angehörigen älterer Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen vergesslich werden. Es werde häufig einfach die Diagnose „Demenz“ in den Raum gestellt, ohne einen Facharzt, eine Fachärztin zu konsultieren. Derweil könnten ganz andere Gründe wie medikamentöse Neben- bzw. Nachwirkungen oder ein Flüssigkeitsmangel dahinterstecken. Eine Untersuchung und ein eindeutiger Befund seien unbedingt notwendig. Und falls letzterer dann da ist, „dürfen wir nie vergessen, dass die oder der Betroffene auch nach der Diagnose ein Mensch bleibt“, so Purin-Kling. Sie appelliert dafür, dass nicht die Diagnose in den Mittelpunkt gestellt werde - was sie häufig erlebt - sondern der Mensch in seiner Ganzheit, mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen.