Gesunde Mitarbeitende sind das Rückgrat erfolgreicher Unternehmen – doch wie lässt sich betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) nachhaltig verankern? Mag. Dr. Lukas Küster, Lehrender des Studiengangs Digitales Gesundheitsmanagement und vormals Gesundheitsmanager eines großen Baukonzerns gewährte in seinem Online-Vortrag spannende Einblicke in neueste Forschungsergebnisse, praxisnahe Lösungsansätze und die zentralen Zukunftsthemen der BGF.
Betriebliche Gesundheitsförderung – Wissenschaft trifft Praxis.
Studien zeigen: Maßnahmen zur Bewegungsförderung, Stressbewältigung und Resilienzstärkung sind häufig Teil der BGF-Programme von Unternehmen. Auch Raucher*innenentwöhnung, Ergonomie und Prävention muskuloskelettaler Erkrankungen stehen hoch im Kurs. Doch ein kritischer Blick auf die Umsetzung dieser Programme offenbart eine große Schwachstelle: Die meisten BGF-Angebote setzen nur an der Verhaltensebene an – doch das allein reicht nicht. Immer lauter wird die Forderung, auch die organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen in Unternehmen und deren Auswirkung auf die Mitarbeiter*innengesundheit stärker in den Fokus zu rücken.
Herausforderungen einer messbaren und wirkungsvollen BGF?
Viele Unternehmen engagieren sich bereits für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter*innen. Doch ohne offizielle Zertifizierung tauchen ihre Maßnahmen in keiner Statistik auf – und bleiben so wissenschaftlich kaum messbar. In Österreich ist die Datenlage zu BGF zusätzlich weit dünner, als dies in Deutschland etwa der Fall ist. Dies macht gerade eine österreichspezifische Forschung zum Thema herausfordernder.
Eine Herausforderung die sich für BGF in der Praxis, laut dem Vortragenden ergibt: Führungskräfte als Schlüsselakteure. Sie sollen und wollen in ihrem Unternehmen Gesundheitsmaßnahmen vorantreiben, bleiben aber oft selbst häufig außen vor. Eine aktive Teilnahme von leitenden Angestellten und Geschäftsführer*innen ist in Bezug auf die Vorbild- und Multiplikationswirkung von Vorteil.
Ein Beispiel machte die Problematik im Vortrag greifbar: In einem Unternehmen mit 1.300 Mitarbeitenden nutzten nur 7,27 % das Angebot der „aktiven Pause“ – fast ausschließlich Frauen. Männlichen Führungskräfte blieben nahezu komplett fern. Solche Zahlen zeigen deutlich: Gesundheitsförderung darf nicht nur ein Angebot sein – sie muss aktiv in die Unternehmenskultur integriert werden.
BGF im Wandel: Drei zentrale Trends
Lukas Küster beleuchtete drei Schlüsselthemen, die die betriebliche Gesundheitsförderung in Zukunft prägen werden:
- Vulnerable Gruppen stärken – Wie können Arbeitsplätze für ältere Beschäftigte oder Menschen mit Migrationshintergrund gesundheitsförderlicher gestaltet werden?
- Den demografischen Wandel bewältigen – Welche Strategien helfen Unternehmen, mit einer alternden Belegschaft umzugehen?
- Chancen der Digitalisierung nutzen – Digitale Programme bieten neue Wege, um maßgeschneiderte Gesundheitslösungen für alle Mitarbeitenden bereitzustellen.
Der Fonds Gesundes Österreich setzt in diesen Bereichen gezielt auf BGF in der Arbeitswelt 4.0, Übergangsmanagement und aktive Mobilität. Besonders spannend ist der Ansatz, Gesundheitsförderung mit Nachhaltigkeit zu verbinden – etwa durch die Förderung klimafreundlicher Mobilität.
Was Unternehmen JETZT tun können:
- Gesundheit als Unternehmenswert etablieren – Ohne strategische Verankerung bleibt BGF oft nur ein „Nice-to-have“.
- Genügend Ressourcen sichern – Ohne Budget und Personal bleibt Gesundheitsförderung wirkungslos.
- Führungskräfte aktiv einbinden – Sie sind der entscheidende Hebel für den Erfolg von BGF-Maßnahmen.
Klar ist: Standardlösungen reichen nicht aus! Unternehmen müssen individuelle Ansätze entwickeln, die zu ihren Teams passen. Dabei eröffnet die digitale Gesundheitsförderung neue Chancen, um auch schwer erreichbare Gruppen einzubinden.
Ein wichtiger Punkt, den Lukas Küster betont: Der Return on Investment (ROI) darf nicht das alleinige Erfolgsmaß sein. Viele BGF-Effekte zeigen sich erst langfristig und sind nicht sofort in Zahlen messbar. Stattdessen sollte der Fokus auf der nachhaltigen Verbesserung von Gesundheit und Lebensqualität der Mitarbeitenden liegen.
Eines ist sicher: Die Zukunft der betrieblichen Gesundheitsförderung bleibt spannend – und Unternehmen, die sich jetzt strategisch ausrichten, werden langfristig profitieren.
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