Begegnung von Mensch & Maschine und was die Psychologie dazu beitragen kann

Wie nehmen Menschen KI-Systeme, Roboter und andere technische Anwendungen wahr, und wie wird deren Wahrnehmung und Verhalten davon beeinflusst? Dies und mehr verriet Dr.in Sandra Maria Siedl, BA MA, Alumna der FERNFH, bei ihrem Online-Impulsvortrag des Alumni-Netzwerkes am 11.04.2024.

Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Menschen und Roboter? Was braucht es, damit Vertrauen in Maschinen und künstliche Intelligenz entsteht? Wie kann Wissen über KI wirksam Verbreitung finden? Diese und mehr Fragen stehen im Mittelpunkt der Forschung des LIT Robopsychology Lab der JKU in Linz. Dr.in Sandra Maria Siedl, BA MA, Alumna der FERNFH, ist seit Juli 2020 als wissenschaftliche Mitarbeiterin dort tätig. In ihrem Impulsvortrag, initiiert vom Alumni-Netzwerk der FERNFH, ließ sie die Teilnehmenden im Rahmen dreier Blitzlichter an bisher gewonnenen Erkenntnissen teilhaben, die in den folgenden Abschnitten kurz skizziert werden:

ExoBility. Akzeptanz und Effekte industrieller Exoskelette am Arbeitsplatz

Industrielle Exoskelette sind physische Assistenzsysteme, die direkt am Körper getragen werden. Sie gewinnen als neue technische Hilfsmittel zur Unterstützung von Mitarbeiter*innen bei körperlich anstrengenden Arbeiten zunehmend an Bedeutung, werfen jedoch vielfach Fragen hinsichtlich ihrer Akzeptanz und Wirkung auf. So ist beispielsweise bis dato unklar, inwieweit Exoskelette die Selbstwahrnehmung von Nutzer*innen beeinflussen können. Im Rahmen einer Studie mit aktivem Hand-Exoskelett, die der Untersuchung möglicher Dehumanisierungseffekte diente, konnten die Forscher*innen folgendes feststellen: Die Verwendung des robotischen Hand-Exoskeletts führte bei Träger*innen dazu, dass sie sich als signifikant kälter, maschinenhafter und weniger attraktiv wahrnahmen. Neben Implikationen für das Systemdesign wird die hohe Relevanz einer gut begleiteten und kommunizierten Systemimplementierung in Unternehmen deutlich.

HOXAI. Hands-on Explainable Artificial Intelligence

Mit Bezug zum Projekt „Hands-on Explainable AI“ wurde die Bedeutung visueller Erklärungsstrategien für das Vertrauen, das Menschen in KI-unterstützten Entscheidungen setzen, thematisiert. Die Forscher*innen stellten sich konkret die Frage, wie Nutzer*innen dabei unterstützt werden können, ihr Vertrauen in KI zu „kalibrieren“ und folglich Über- und Untervertrauen zu vermeiden. Auf Basis einer für Studienzwecke entwickelten KI-basierten Applikation zur Schwammerlsuche wurde in einem experimentellen Studiensetting eine Interface-Variante mit zusätzlichem Erklärformat (Heatmap und Nearest Neighbours) mit einer Variante ohne Erklärstrategie verglichen. Es zeigte sich, dass die zusätzlichen Erklärungen dazu beitragen konnte, den Nutzer*innen ein realistischeres Bild betreffend die Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit des Systems zu vermitteln (was im konkreten Fall ein geringeres Vertrauenslevel der Nutzer*innen bei schlechter Identifikationsleistung des Systems bedeutete).

Wer Lust hat, die Schwammerlsuch-App auszuprobieren, ist eingeladen, die Demo unter folgendem QR-Code zu testen oder im Ars Electronica Center in Linz den Ausstellungsbereich „Me an the Machines“ zu besuchen:

 

How to Explain AI. Wie können wir Künstliche Intelligenz erklären?

Dieses partizipative Projekt verfolgte die Umsetzung einer konkreten Intervention zur Förderung des KI-Verständnisses in der Bevölkerung. Hierfür wurden mehrere Workshops mit drei Gruppen an Mitforschenden (interessierte Bürger*innen, KI-Expert*      innen und Künstler*innen) umgesetzt.

Welche Intervention war das Resultat? Ein Lied: „A Liadl, ans üwa KI“, getextet, komponiert und interpretiert vom Künstler „Blonder Engel“. Im Anschluss wurde die Wirkung des KI-Lieds mit jener eines inhaltsgleichen KI-Podcasts verglichen. Der Song konnte dabei mit einem deutlich höheren Unterhaltungswert punkten und erzielte signifikant höhere Abruf- und Wiederanhör-Raten.

Interessiert an dem KI-Liadl und zusätzlichen Materialien? Unter folgendem QR-Code findet ihr weitere Infos dazu:

 

 

Die FERNFH Alumna Dr.in Sandra Maria Siedl, BA MA zog mit ihrem Vortrag alle Zuhörer*innen bis zum Schluss in ihren Bann und zeigte auch einige problematische Aspekte von KI und Robotik auf. Zum Abschluss ihrer Präsentation betonte die Forschende noch, wie wichtig eine möglichst reflektierte Nutzung solcher Tools ist. Dies wird in Zukunft, mit steigender Relevanz und Nutzung von KI-Tools und -Systemen noch entscheidender sein.  Eine Sensibilisierung der gesamten Bevölkerung sieht sie daher als besonders wesentlich. Zuletzt beinhaltet der Vortrag noch einen Appell an alle: Verbreitet das KI-Liadl, denn ein fertiger Song ist noch lange keine Intervention, hierfür müssen die Leute darüber sprechen.


Autor*innen Unternehmenskommunikation der FERNFH in Zusammenarbeit mit dem Alumni-Netzwerk der FERNFH
Rückfragehinweis: Michaela Beranek, uk@fernfh.ac.at