„Das Thema ‚Alter‘ gilt vielen als Schreckgespenst und ist mit einer Vielzahl von negativen Assoziationen verbunden: Krankheit, Schmerz, Gebrechlichkeit“, ist Bernd Csida überzeugt. Der 47-Jährige hat sich zum Ziel gesetzt, diesbezüglich ein anderes, neues Bewusstsein zu schaffen. Bernd arbeitet als Bauleiter und studiert berufsbegleitend an der Ferdinand Porsche FernFH „Aging Services Management“. In seinem Unternehmen werden unter anderem systemrelevante öffentliche Bauvorhaben umgesetzt, so auch Senior_innenzentren. „Mein Wunsch ist, das erworbene Know-how aus dem Studium in meiner beruflichen Arbeit einzubringen“, sagt der Niederösterreicher.
Viele Grünaußenflächen, eine helle und einladende Gebäudestruktur und die Einrichtung auf die Bedürfnisse der Bewohner_innen abgestimmt – so sollen laut Bernd Csida künftig alle Senior_innenwohnheime gestaltet sein, die Menschen dort dürfen sich Zuhause und einfach wohlfühlen. „Eine vertraute Umgebung zu schaffen ist enorm wichtig. Zum Beispiel passiert das dadurch, dass ein Zimmer mit Elementen aus dem bisherigen Wohnbereich ausgestattet oder dekoriert ist“, weiß Bernd. Außerdem sei es bei der Planung und beim Bau eines solchen Hauses natürlich wichtig, die individuellen Bedürfnisse der Bewohner_innen in Bezug auf deren Gesundheitszustand zu beachten. Der erfahrene Bauleiter führt hier folgendes Beispiel aus Indien an: „Einem an Parkinson erkrankten Menschen war es zwar möglich Treppen zu steigen, jedoch schaffte er es nicht, gerade Flächen zu überwinden. Mit einer optischen Täuschung am Boden, mit welcher diesem Mann Treppen suggeriert wurden, konnte sich der Bewohner dann selbständig, ohne Gehhilfe, in seinem Wohnbereich fortbewegen.“
Mehr Aufmerksamkeit für ältere Generationen
Die Demografie hierzulande entwickelt sich stetig und rasant: Anfang 2021 waren von Österreichs Gesamtbevölkerung (8,8 Millionen) 1,72 Millionen Menschen über 65 Jahre alt. Hochrechnungen zufolge wird bereits 2050 jede_r zehnte Österreicher_in älter als 80 Jahre sein. Diese Tatsache verlangt laut Bernd ein Umdenken auf allen Ebenen. „Es wäre wünschenswert, wenn Senior_innen und deren Bedürfnisse mehr öffentliche Aufmerksamkeit erfahren“, so der Bauleiter. Auch politisch müssten seiner Meinung nach einige wesentliche Entscheidungen und Handlungen gesetzt werden, z.B. eine Reform der Pflege.
Die Baubranche und das Studium „Aging Services Management“ haben auf den ersten Blick nicht wirklich viel gemeinsam. Aber mit dem Wissen, das er sich gerade als Student aneignet, kann der Niederösterreicher bedeutende Schritte setzen, um die Lebensqualität für ältere Menschen hochzuhalten bzw. zu steigern. „Empathie, Menschlichkeit oder die soziale Komponente sind am Bau oft Fremdworte“, gibt Bernd Csida zu. „Das Studium erweitert meinen Horizont und ist bereichernd für mich und mein Umfeld.“ Und schließlich geht das Thema Alter uns alle an – den Bauleiter und Handwerker genauso wie die Lehrerin, den Arzt oder den Versicherungsvertreter.