Ungefähr die Hälfte der Erwerbstätigten in Österreich sind Frauen. Doch auch heute sind die meisten Arbeitsplätze noch nicht auf die individuellen Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen ausgerichtet. Das Thema Menstruation wird oft tabuisiert und die Beschwerden, die Frauen dadurch haben, unter den Teppich gekehrt oder als einen zu akzeptierenden Zustand hingenommen. Melanie Schmidhuber, Absolventin des diesjährigen Abschlussjahrgangs des Bachelorstudiengangs „Betriebswirtschaft & Wirtschaftspsychologie“ kennt die Problematik.
Thema Menstruation: Ein Tabu in der Arbeitswelt?
„Das Thema Blut begleitet mich schon mein ganzes Leben lang“, so Schmidhuber. Die Salzburgerin arbeitet als Supervisorin in einem Plasmazentrum und hat daher täglich mit Blut zu tun. In ihrem Bachelorstudium hat sie sich mit ihren beiden Abschlussarbeiten „Menstruation im Arbeitskontext“ sowie „Menstruation am Arbeitsplatz“ ganz diesem Thema verschrieben.
Im Rahmen ihrer zweiten Bachelorarbeit befragte sie insgesamt 278 berufstätige Personen zu ihren Einstellungen, Erlebnissen und Erfahrungen zum Thema „Menstruation am Arbeitsplatz“. Ihre Umfrage zeigte deutlich, dass große Unsicherheit zu diesem Thema besteht. So fielen beispielsweise die Antworten auf die Frage, ob Menstruation in der Arbeitswelt überhaupt thematisiert werden sollte, sehr unterschiedlich aus. Die Periode wird zwar als etwas Natürliches angesehen, aber dennoch in der Arbeitswelt zum großen Teil tabuisiert. Aus ihrer Befragung ging hervor, dass dadurch häufig Ängste entstehen, bei Menstruationsbeschwerden nicht ernst genommen zu werden. „Hat man keine Unterstützung erhalten, bleibt das im Gedächtnis.“, so Schmidhuber. Vor allem Frauen, die an Endometriose leiden, haben diesbezüglich negative Erfahrungen gemacht. Endometriose bezeichnet eine Krankheit, bei der sich gebärmutterschleimhautartige Zellen außerhalb der Gebärmutter befinden und starke Schmerzen und Menstruationsbeschwerden auslösen.
Menstruationskrankenstand als Lösung?
Da Frauen ihre Menstruation unterschiedlich erleben, brauche es „individuelle Lösungen“ – jedoch sollten diese nicht in Menstruationskrankenstand übergehen. „Derzeit gibt es viele Diskussionen zum Thema Menstruationskrankenstand, wie er in Spanien gerade eingeführt wurde. Menstruationskrankenstand ist allerdings in vielen Fällen nicht die richtige Lösung, von der alle Beteiligten profitieren“, erklärt Schmidhuber. So kam sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten zu der Erkenntnis, dass diese Art des Krankenstandes nicht zwangsläufig zur Chancenverbesserung von Frauen führt. Auch ihre Befragung zeigte deutlich, dass „periodenfrei“ aufgrund der Sorge vor Missbrauch und Ungleichbehandlung von Männern und Frauen kritisch gesehen wird.
Für einen positiven Umgang mit dem Thema „Menstruation“ in Unternehmen benötige es laut Schmidhuber vor allem eines: „Das Umsetzen von Maßnahmen, damit Arbeitsplätze menstruationsfreundlicher gestaltet werden. Und das sehe ich als meine persönliche Mission. Das Thema wird an fast allen Arbeitsplätzen ignoriert, dabei müssen Arbeitsplätze an die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen angepasst werden. Dazu zählt unter anderem die Möglichkeit von Flexibilität und ein offener Umgang.“