Prof.in Dr.in Matea Kos Kolić, Professorin an der University of Ljubljana, gewährte im Rahmen des Internationalen Forscher*innen Vortrags der FERNFH einen faszinierenden Einblick in die Schattenseiten des digitalen Konsums. Der Online-Vortrag beschäftigte sich mit den psychologischen Mechanismen hinter digitalem Horten und Piraterie und zeigte auf, wie diese Verhaltensweisen das individuelle und gesellschaftliche Leben beeinflussen.
Psychologisches Eigentum – Warum sammeln wir digitale Inhalte?
Ein zentrales Thema in Kos Kolićs Vortrag war das Konzept des „psychologischen Eigentums“. Hierbei geht es um das Gefühl, u.a. digitale Inhalte wie Filme, Musik oder Software zu besitzen – obwohl man rechtlich keinen Anspruch darauf hat. Diese „Besitzgefühle“ führen zu digitalem Horten: Nutzer*innen sammeln große Mengen an Inhalten, ohne sie je zu löschen. Doch hinter dieser scheinbar harmlosen Angewohnheit steckt mehr als nur ein Platzproblem. Das digitale Horten hat auch psychologische Konsequenzen, da es mit dem Wunsch zusammenhängt, nie etwas zu verpassen und Kontrolle über die eigene Sammlung zu behalten.
Auch die Organisatorin des Vortrags und Principal Investigator für Forschungsprojekte, Priv. Doz.in Mag.a Dr.in Eva Hofmann, zeigte sich von diesem Thema beeindruckt: „Besonders spannend war für mich der Aspekt des Hortens digitaler Medien – sei es bei Fotos, Musik oder anderen Dateien. Es zeigt, wie sehr unser digitales Konsumverhalten von psychologischen Mechanismen geprägt ist.“
Digitale Piraterie – Mehr als nur ein Gesetzesbruch
Kos Kolić widmete sich im Online-Vortrag auch der digitalen Piraterie, einem Thema, das vor allem jüngere Generationen betrifft. Der Drang nach sofortigem Zugriff auf Filme, Musik und Software – häufig gekoppelt mit den hohen Kosten legaler Angebote – erklärt das breite Vorkommen illegaler Downloads. Besonders auffällig ist, dass vor allem die Generation Z dazu tendiert, digitale Inhalte ohne Lizenz zu konsumieren. Dies wirft nicht nur rechtliche, sondern auch tiefere ethische und wirtschaftliche Fragen auf.
Wie kulturelle Faktoren unser digitales Verhalten beeinflussen
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Forschung von Kos Kolić sind kulturelle Einflüsse. Ihre Studie zeigte, dass Werte wie Individualismus versus Kollektivismus sowie die Vermeidung von Unsicherheit das Verhalten im digitalen Raum stark prägen. So zeigen Menschen aus kollektivistischen Kulturen tendenziell mehr ethische Bedenken gegenüber Piraterie, während in individualistischen Kulturen eher das Horten von digitalen Inhalten verbreitet ist.
In ihrer empirischen Studie untersuchte Kos Kolić, wie das Gefühl des Besitzes von digitalen Inhalten sowohl das Horten als auch die Piraterie begünstigt. Das Ergebnis: Diese Verhaltensweisen führen zu einem erhöhten Stressniveau und beeinträchtigen das psychische Wohlbefinden der Nutzer*innen.
Wirtschaftliche und rechtliche Auswirkungen – Ein komplexes Problem
Abschließend wies Kos Kolić darauf hin, dass digitales Horten und Piraterie nicht nur persönliche Folgen haben, sondern auch wirtschaftliche und rechtliche Konsequenzen mit sich bringen. Angesichts der zunehmenden Digitalisierung unserer Gesellschaft ist es unerlässlich, diese Phänomene zu verstehen und Lösungen zu entwickeln, um die negativen Auswirkungen auf die Gesellschaft zu minimieren.