Einblicke in Job & Studienzeit | Carina Gartlacher
Carina Gartlacher
- Derzeitiger Studiengang:
Aging Services Management | Bachelor - Bundesland: Tirol
- Berufliche Tätigkeit: Wohnbereichsleitung
- Unternehmen: Pflege Wattens - Haus Salurn
Carina Gartlacher gibt im Rahmen der Interviewreihe "Studierende am Wort" Einblicke in ihre persönliche Studienzeit im Bachelorstudium Aging Services Management an der FERNFH und teilt ihre Erfahrungen aus ihrer beruflichen Praxis.
Dein Pflegeberuf im Fokus
- Was macht den Pflegeberuf in deinen Augen besonders?
Die Pflegebranche hat ein sehr breites und unterschiedliches Einsatzgebiet. Sie bietet viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und zu spezialisieren, was den Beruf auch langfristig sehr spannend und erfüllend macht. Aber auch meine Persönlichkeitsentwicklung wurde maßgeblich durch den Beruf geprägt. Die vielen, teilweise sehr tragischen Schicksalen, die ich in meiner 12-jährigen Tätigkeit auf der Intesivstation miterleben und begleiten durfte, haben meine Grundeinstellung zum Leben weitgehend zum Positiven verändert. Viele Dinge im Leben relativieren sich seitdem für mich und viele andere (zumeist die anscheinend unwichtigen Dinge) haben an Wichtigkeit gewonnen. Aber auch in meiner derzeitigen Tätigkeit im Seniorenwohnheim, kann ich immer wieder aus der vielfältigen und wertvollen Lebenserfahrung der Bewohner*innen lernen.
- Warum hast du dich für den Pflegeberuf entschieden?
Ursprünglich wollte ich Hebamme werden, mir wurde jedoch von mehreren Seiten aus meinem privaten Umfeld dazu geraten zuerst das Diplom in der Gesundheits- und Krankenpflege zu machen. Nach einem einwöchigen freiwilligen Schnupperpraktikum in einem Krankenhaus, hat mir der Beruf der Krankenschwester gut gefallen und ich habe mich deshalb dazu entschieden die Ausbildung zu machen. Im Nachhinein bin ich auch sehr froh diesen Weg eingeschlagen zu haben. Es war seitdem nie mehr ein Thema für mich, die Ausbildung zur Hebamme zu machen.
Gerade das Arbeiten im Team und der Kontakt mit den unterschiedlichsten Menschen macht für mich den Beruf nachwievor sehr spannend und attraktiv. Das Gefühl mit meiner täglichen Arbeit etwas Positives bewirken zu können und der Tatsache, dass dieser Beruf eine wirklich sehr wertvolle, sinnstiftende Tätigkeit für die Gesellschaft ist, gibt mir immer wieder ein Gefühl der Zufriedenheit. Meine jetzige Tätigkeit in einem Seniorenwohnheim unterscheidet sich deutlich zu der Arbeit im Krankenhaus. Auch diesen Schritt gegangen zu sein, habe ich nie bereut. Hier habe ich zum ersten Mal erlebt, dass sich die Gemeinschaft auf einer Station (Pfleger*innen und Bewohner*innen) wie eine kleine Familie anfühlt - jeder kennt jeden, mit all seinen Gewohnheiten und auch den kleinen Macken :-). Gerade durch den demografischen Wandel möchte ich weiterhin Teil der Pflegebranche bleiben, da ein Mangel an Pflegekräften jeden und jede in unserer Gesellschaft betreffen wird. Sei es mein Kind, meine Mutter oder aber auch mich selbst. Ich wünsche allen eine adäquate pflegerische Versorgung wenn diese einmal notwendig sein sollte.
- Wie sieht dein beruflicher Alltag aus?
Da ich als Wohnbereichsleitung tätig bin, habe ich zwei verschiedene Arten wie mein Dienst ausschauen kann. Ich bin zu einem Teil im "normalen" Regeldienstplan eingeteilt und zu einem Teil habe ich Dienste an denen ich meine Allfälligkeiten als Wohnbereichsleitung erledigen kann und nicht im Regeldienstplan mitgeplant bin. Nach der morgendlichen Übergabe zwischen Nachtdienst und Tagdienst beginnt man mit der Grundpflege der Bewohner*innen. Täglich anfallende organisatorische Tätigkeiten (Termine ausmachen, Hausärzte konsultieren,...) macht man dann in der Zeit nach der Körperpflege. Über den ganzen Tag verteilt müssen zu den unterschiedlichsten Zeiten die Medikamente verabreicht werden und verschiedenste Vitalparameter überwacht werden. Die Beobachtung von Verhalten und Gesundheitszustand der Bewohner*innen passiert ständig und nebenbei. Im Team werden Auffälligkeiten besprochen und eventuell Interventionen gesetzt.
Ein großer Teil meiner Tätigkeit findet am Computer statt - Pflegeplanungen erstellen, evaluieren, Medikamentenverordnungsblätter aktualisieren, Pflegevisiten durchführen,...Ein wichtiger Punkt ist die Mobilisierung der Bewohner*innen, um Vorhandenes zu erhalten und Neues zu fördern. Gespräche mit den Bewohner*innen werden über den ganzen Tag verteilt geführt und sind für mich besonders wichtig. Gemeinsames Lachen, Spielen und Feste feiern darf nicht zu kurz kommen. Ich tue mich schwer meinen Alltag zu beschreiben, weil es dann doch meist jeden Tag ganz anders ist und so umfassend und vielfältig, dass ich ein paar Din-A4 Seiten dazu befüllen könnte.
- Welche Herausforderungen kommen auf das österreichische Gesundheitssystem deiner Meinung nach in den nächsten Jahren zu?
Es wird alles geprägt vom demografischen Wandel sein - den schon oft beschriebenen Anstieg der Älteren, Pflegebedürftigen und Kranken bei gleichzeitig fehlendem Nachwuchspersonal. Die Frage, wie wir das alles finanzieren sollen/können, wird die Politik sicherlich sehr beschäftigen und weitreichende Reformen werden meiner Meinung nach notwendig sein. Die Digitalisierung wird hoffentlich in schnelleren Schritten vorangetrieben, da ich hier sehr viele verschiedene Potenziale sehe, aber auch diese bringt zusätzliche Herausforderungen wie die IT-Infrastruktur und die Schulung der Anwender*innen.
- Was war während der Pandemie die größte Herausforderung in deinem Job?
Am Anfang war es sicherlich das Ungewisse und für mich persönlich das Unvorbereitete. Dann mit der Zeit war es nicht mehr die Krankheit an sich, sondern viel mehr die damit Verbundenen Einschränkungen der Bewohner*innen. Besonders betroffen hat mich im ersten Lockdown gemacht, dass Angehörige nicht mal ihre Liebsten im Sterbebett sehen haben dürfen. Bei allen Bemühungen, kann man als Pflegeperson nie einen Angehörigen ersetzen und wir waren mit sehr viel Trauer konfrontiert. Am Anfang der Pandemie (bevor wir im Seniorenheim den ersten SARS-COV-2-Fall hatten) war die permanente Angst als erste Person den Virus ins Heim zu bringen, immer ein ständiger und belastender Begleiter.
Dein Fernstudium
- Warum hast du dich genau für ein Fernstudium bzw. die FERNFH entschieden?
Weil sich dies am besten mit meinem Privat- und Berufleben in Einklang hat bringen lassen und der Studiengang Ageing Services Management einzigartig in Österreich ist.
- Für welche Themen brennst du im Studiengang Aging Services Management besonders und warum?
Alles rund ums die Themen Management und Digitalisierung (AAL). Besonders spannend finde ich die Zusammenstellung der Themen im Studium, da es sehr breitgefächert ist.
- Warum hast du dich genau für den Studiengang Aging Services Management entschieden?
Da ich in deisem Bereich weiterhin tätig bleiben möchte und mit dem neuen Wissen Teil der Lösung von den Herausforderungen in den nächsten Jahren werden will.
- Welche Inhalte und Erkenntnisse hast du bisher aus dem Studium gewonnen?
Viele Aspekte des Managements habe ich direkt auf meiner Station umsetzen können und nur positive Erfahrungen damit gemacht.
- Welche Ziele verfolgst du mit deinem Studium in Aging Services Management?
Was für eine Richtung ich einschlage, weiß ich noch gar nicht so genau, da mich sehr vieles interessieren und reizen würde - frei nach dem Motto "Mal schauen was das Leben so bringt!"
- Wie erlebst du die Betreuung und das Fernstudium an der FERNFH?
Das Fernstudium ist durch die vielen verschiedensten Aufgaben, die in jedem Fach zu erledigen sind, sehr gut strukturiert. Dies erleichtert es enorm ständig am Ball zu bleiben. Weiteres finde ich es toll, dass es stark mit der Praxis verknüpft ist und man den meisten Themen immer eine individuelle Note geben kann.
- Wie geht es dir damit, Studium, Privat- und Berufsleben unter einen Hut zu bekommen?
Manchmal muss man schon bei seinen Hobbys einen Abstrich machen. Da das Studium für mich sehr spannend ist, fällt mir dies nicht sonderlich schwer. Bei meinem Familienleben und Berufleben mache ich keine Abstriche.
- Welches Erlebnis/Highlight im Studium bleibt dir bis heut in Erinnerung?
Das Peer-Group-Building in der ersten Präsenzveranstaltung.
- Was ist/sind deine Lieblings-Lehrveranstaltung(en) und warum?
Rechnungswesen und Controlling - weil das ein ganz neuer Bereich für mich war und ich gerne mit Zahlen arbeite.
- Was ist dein liebster Studienort/Lieblingsplatz zum Lernen?
Im Sommer auf meiner Terasse, oder ansonsten auf dem Esstisch. Besonders viel Spaß macht das gemeinsame Lernen mit meinem Sohn. Auch ihm fällt es seitdem deutlich leichter, sich zu seinen Hausaufgaben und zum Lernen zu motivieren - die Mama muss ja schliesslich auch Lernen :-).